Statement des Monats
Diskussion-ORF
Im kulturMontag diskutierten Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, und Staatsoperndirektor Bogdan Roscic den Umgang mit russischen Künstlern.

Statement des Monats

Der Krieg in der Ukraine hat ein neues Phänomen hervorgebracht. Viele Kulturschaffende finden, weil sie aus Russland stammen, plötzlich keine Arbeit mehr. Die Aufführung der Werke von Komponisten wie Tschaikowski oder Mussorski wird plötzlich gestrichen. Müssen sich Künstler politisch positionieren? Sollen österreichische Festivals ihre Kontakte zu Russland abbrechen? Diese Fragen stellte Peter Schneeberger seinen Gästen Markus Hinterhäuser und Bogdan Roscic im kulturMontag vom 8. März.
Die Antworten der beiden Kulturmanager waren durchaus bemerkenswert. „Es wird Fälle geben, bei denen wir durchaus genauer hinschauen müssen. Aber generell eine Art Eingangstest zu verlangen, finde ich schon sehr vermessen“, positioniert sich Hinterhäuser. Man könne die Situation von hier aus auch gar nicht beurteilen. Für viele Künstler könnte eine im Westen so gerne geforderte Positionierung durchaus gefährlich in ihrer Heimat werden.
In der Frage, was denn erlaubt beziehungsweise nicht erlaubt sei, bezieht Rosic klar Stellung: „Was auf keinen Fall erlaubt ist, ist hier einer Künstlerin oder einem Künstler aus Russland wegen nichts außer der Nationalität oder dem Reisepass irgendwie zu verdächtigen, dass sie sich identifizieren mit dem Krieg von Putin und ihnen eine Art von Selbstentschuldung abzupressen.“ Angesprochen wurde in dem Gespräch natürlich auch die Situation von Anna Netrebko, die sich gerne mit Putin ablichten ließ. „Die gesamte österreichische politische Elite ist mit Herrn Putin aufgetreten in den vergangenen Jahren. Und die ökonomischen Verbindungen sind auch bekannt“, rückt Roscic die Dinge zurecht. Man müsse sich ansehen, was passierte, seit der Krieg begonnen wurde. Wie Künstler darauf reagierten oder wie sie sich dazu äußerten. Aber man dürfe von ihnen kein Statement verlangen.

Kommentar:
Man weiß von mir, dass ich – um es vorsichtig zu formulieren – nicht gerade ein Fan von Staatsopernchef Bogdan Roscic bin.
Doch das, was Roscic und Hinterhäuser im kulturMontag vom 8. März, den ich kürzlich in der TVthek sehen konnte, von sich gaben, ist vorbildlich und ringt mir den höchsten Respekt ab. Herr Roscic, Herr Hinterhäuser, Ihre Statements sind fantastisch. Ich bin seit 12 Jahren mit einer Russin verheiratet. Meine Frau und ich sind mit etlichen der Künstler, für die Sie eine Lanze brechen, persönlich befreundet. Aber natürlich ebenso mit etlichen ukrainischen Künstlern, die an der Staatsoper die kulturinteressierten Gäste mit ihren außergewöhnlichen Leistungen immer neu begeistern.
Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre berührenden Worte. Sie zeigen von Größe, von Würde und von Menschlichkeit.

Herzlichst,
Ihr

Christian W. Mucha

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