Gut gewogen
23 Society-Journalisten haben akribisch erhoben, wer was zählt und wieviel wert ist in der sogenannten besseren heimischen Gesellschaft.

Gut gewogen

Seit über zweieinhalb Monaten arbeiten Ekaterina und ich und ein ganzes Team von Mitarbeitern an einer Idee, die uns im Frühsommer zugeflogen ist. In Zeiten von Corona, wo es keine Feste, Veranstaltungen und Partys gibt, liegt auch die Gesellschaftsberichterstattung darnieder. Freilich können zu solchen Zeiten jene, die etwas Spannendes für die Gesellschaftsreporter zu bieten haben, das eigene Standing nachhaltig verbessern. Was wir – im Juni des heurigen Jahres – durch die freundliche Fügung des Schicksals am eigenen Leib verspüren durften. Wir hatten im Herbst des Jahres 2019 auf Vox bei der „Millionärs Shopping Queen“ mitgemacht. Und Ekaterina hat die Sache gewonnen. Just zum Abflauen der Corona-Probleme im Juni strahlte der Sender dann das über drei Stunden lange Machwerk aus. Sonntagabend. Prime Time. Eine Millionen-Seherschaft. Die Sache ging medial durch die Decke. Tausende soziale Kontakte, die meisten davon positiv, über 80 Printberichte und insgesamt 16 TV-Reportagen bescherte uns ein Gossip-Format. Unglaublich, wie TV wirkt.

Ekaterina hat über Nacht ihr Standing substanziell verbessert, die Webpages von uns legten binnen kürzester Zeit gewaltig zu (und haben das Niveau auch seither stetig halten können). Allein Ekaterinas Blog konnte einen Zuwachs von über 1500 Prozent an Zugriffen verzeichnen. Ein wahrer Geldregen, wie ihn nur die Goldmarie erleben kann, ergoss sich über uns. Die Aufträge in unseren Medien entwickelten sich so gut, dass das Corona-Jahr plötzlich zum Erfolgsjahr wurde.

Und weil ich ein faustischer Mensch bin, der stets nach mehr strebt, wollte ich da noch eins draufsetzen. Und hatte die Idee, wenn es schon kaum reale Events gibt, ein artifizielles Ereignis zu konstruieren. Und was lag näher, als eine Rankinglist der 357 wichtigsten Promis zu erstellen, die dieser Tage, Wochen und Monate sowieso gesellschaftlich unter Entzugserscheinungen leiden. Ebenso wie die Berichterstatter. Wir erstellten in mühevoller Kleinarbeit eine Longlist, reduzierten sie immer weiter bis auf 357, und dann hatte ich die Königsidee: Damit uns niemand vorwirft, warum wir uns arrogieren, aus eigenen Stücken die Prominenten zu bewerten, wollte ich die aussagekräftigste Jury aller Zeiten zusammenbringen. Und wer könnte das besser sein als jene, die über die Prominenten berichten. Insgesamt 23 Society-Reporter konnten wir dafür motivieren und begeistern. Ihre Konterfeis finden Sie auf Seite 20. Jedem von ihnen versprachen wir, seine individuellen Votings streng vertraulich zu behandeln (denn wir wollten ja die Relationen der Reporter zu ihrer Klientel nicht beschädigen – schließlich wäre niemand froh, wüsste er, dass ihn ein Gesellschaftsreporter substanziell schlechter bewertet als andere – und wollten die Unabhängigkeit und die Neutralität der handelnden Personen nicht gefährden).

Auf der anderen Seite galt es, dafür zu sorgen, dass die Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Authentizität dieser Liste gewährt ist. Wir haben deshalb die Auswertungsbögen, die eingegangenen Emails und auch unsere eigenen Bewertungen dem Notariat Clemens Fritsch in 1130 Wien zur Verfügung gestellt, der einen notariellen Verwahrungsvertrag davon gefertigt hat. Er hütet alle Zahlen, Daten und Fakten. Womit jede Diskussion zur „Echtheit“ dieser Liste sich erübrigt.

Zum Zweiten haben wir in all jenen Fällen, wo Interessenkonflikte auftraten, die Bewertungen der Juroren neutralisiert. René Wastler etwa durfte nicht über seinen Dienstgeber Wolfgang Fellner urteilen. Wastlers Bewertung wurde durch den Durchschnittswert der Wertungspunkte aller anderen Juroren, die kein Nahe- oder Abhängigkeitsverhältnis zu Wolfgang Fellner haben, ersetzt. Dies haben wir bei allen Personen, die im persönlichen Umfeld „Partei“ sind, so gehalten. Selbstverständlich haben auch unsere Chefredaktion, Ekaterina und ich (die MG MedienGruppe hat sich vier Stimmen von gesamt 27 vorbehalten) uns selber nicht benotet.

Die Liste ist in sich, wie ich meine, sehr stimmig. Man spürt zwischen den Zeilen, dass die, die da geurteilt haben, von ihrem Handwerk definitiv viel verstehen. Freilich wollten wir noch einen weiteren Schritt, der die Sache bei über 20.000 Einzel-Bewertungspunkten leider noch komplizierter gemacht hat, setzen. Wir wollten, dass jenen, wo sich einzelne Journalisten entweder weigern, sie zu bewerten, oder wo Journalisten, die nicht auf spezifischen Feldern tätig sind, die handelnden Personen einfach nicht kennen und ihnen keine Punkte geben,

kein Nachteil erwächst. Wir haben uns daher einer mathematischen Formel bedient, die sich schon in der Vergangenheit bei Rankings gut bewährt hat: In jenen Fällen, wo kein Eintrag von den Juroren gegeben wurde oder ein Stricherl gesetzt wurde, haben wir die Durchschnittswerte der Ergebnisse aller anderen Juroren ermittelt und dort eingefügt. Womit das mathematische Mittel, sprich der Median all derer, die die betreffende Person kennen und sie bewertet haben, herangezogen wurde.

Was nun die Kriterien betraf, haben wir drei Leistungsmerkmale der Prominenten abgefragt: Ihre Bekanntheit, den Glamourfaktor – ein fader Zipf oder ein Mauerblümchen werden so gar nicht gerne in den Medien gefeatured – und drittens eine Kategorie, die zu den beiden ersten durchaus in kontroversiellem Widerspruch stehen kann: Nämlich den Werbewert der Prominenten. Was alleine schon eine eigene Titelgeschichte wert wäre. Und was hoffentlich die Marketingleiter, Werbechefs und Agentur-Entscheider, die unser Elite gerne und leidenschaftlich lesen, motivieren sollte, den einen oder anderen, den sie in der Vergangenheit nicht auf der Liste hatten, künftig in die nähere Wahl zu nehmen.

In der dazugehörigen Titelgeschichte habe ich mich dann damit auseinandergesetzt, wie man es anstellen muss, in Österreich prominent zu werden. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Ansätzen und Methoden. Die wichtigste (und das wird Ihnen jeder tüchtige Berater bestätigen) ist, dass Sie authentisch, echt und originär daherkommen.

Das weiß man von Gossip-Formaten wie „Big Brother“, „Dschungelcamp“ oder „Haus der Stars“. Spätestens am dritten Tag haben die Seher durchschaut, wer sich verstellt, wer mit einer Maske, Larve oder einer falschen Visage daherkommt und wer authentisch, echt und wahrhaftig ist. Und eines ist dabei ganz gewiss: Die „Falschspieler“ sind die Ersten, die vom Publikum herausgewählt werden.

Zum anderen sollte man auffallen. Eine Boxernase wie die von Fadi Merza schadet da gar nicht. Im Gegenteil: So einen merkst du dir. Bewusst kontroversielle Argumentation wie bei Nina Proll, die mit Leidenschaft selbst bei den größten Tabuthemen der Gesellschaft, von MeToo bis zur Corona-Krise, aus der Reihe tanzt, zeigt detto Wirkung. Und auch Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit bringen Punkte, wie etwa ein gewisser Andreas Gabalier immer neu vorexerziert.

Und es mag auch nicht schaden, wenn man Herzenswärme ausstrahlt, wenn man Gutes tut (und da wird auch gerne toleriert, wenn man darüber redet) oder wenn man sich für sozial Schwache und Benachteiligte einsetzt. Gute Menschen haben es leichter im Leben. Weiters kann es nicht schaden, Kanten und Ecken zu haben und den einen oder anderen deftigen Sager abzusondern. Schlussendlich: Gutes Aussehen hilft immer. Naiv, wer das leugnet.

Apropos Sager: Journalisten brauchen Wortspenden. Langatmige Ausführungen, garniert mit Fachausdrücken, sind fehl am Platz. Es muss kurz, knapp, gschmackig, möglichst witzig, pointiert und auf den Punkt daherkommen, was Ihnen entschlüpft. Aber – Sie können Gift darauf nehmen, dass keinem der Top 200 irgend etwas so einfach „entschlüpft“. Denn das, was die am Opernball, bei Festen, Events und Charities von sich geben, ist in 99 Prozent der Fälle vorher eingelernt, geübt, strategisch überlegt, ausformuliert, damit die Chancen steigen, „gebracht“ zu werden. Wer bestreitet, so zu handeln, der lügt Sie an. So einfach ist das. Denn die Zahl derer, die imstande sind, brillant aus dem Stegreif und aus dem Bauch zu formulieren, ist hierzulande überschaubar. Wer das nicht glaubt, der soll einmal die ausgepumpten Fußballer der österreichischen Bundesliga und die der deutschen nach dem Spiel beim Interview belauschen. Vive la difference!

Lassen Sie mich abschließend festhalten, dass unsere Liste keinen wie immer gearteten Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wenn’s Ihnen allen Spaß macht, dann machen wir das im nächsten Jahr wieder. Vorausgesetzt, die handelnden Journalisten lassen sich noch einmal darauf ein. Denn die meisten hatten keine Ahnung, wie viele Zahlen sie da in wie viele Kästchen malen müssen. Und für diese Fleißaufgabe gebührt ihnen unser allerherzlichstes Dankeschön. Denn ohne ihr Engagement und ihre Bereitschaft wäre diese Titelgeschichte nicht möglich gewesen.

Sohin hoffe ich, dass wir Ihnen allen eine spannende Story liefern und ein prall gefülltes Herbstheft, das Ihnen in Zeiten, wo Sie – teils noch immer im Homeoffice sitzend, mit etwas mehr Tagesfreizeit ausgestattet als sonst oder in der Kurzarbeit zu Leseratten mutiert – das bekommen, was wir Ihnen so gerne liefern: Außergewöhnlichen Stoff, den es nur in Elite gibt. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr

Christian W. Mucha

P.S.: Wenn es dem einen oder anderen sauer aufstoßen mag, dass Ekaterina und ich auch in dieser Liste aufscheinen – ich hätte größtes Verständnis dafür. Die Entscheidung darüber haben wir uns nicht leicht gemacht. Ursprünglich haben wir uns nur aus Neugier nominiert. Vom Ergebnis waren wir – die wir uns bei realistischer Selbsteinschätzung irgendwo unter den Top 200 eingeschätzt hätten – dann extrem überrascht. Doch eine Umfrage unter ungezählten Experten, von APA-Vorstand Dr. Clemes Pig („Society ist gar nicht meins, aber ich würde mich an eurer Stelle da nicht rausnehmen“) über Dr. Christian Nusser von Heute, Wolfgang Fellner, Norman Schenz, René Wastler und Co. hat uns dann bewogen, uns doch drinnen zu lassen.

Dazu galt es noch eine letzte Frage zu klären: Haben wir deshalb bessere Punkte bekommen, weil wir das Ergebnis einsehen konnten? Ein genauerer Blick auf die Einzelwertungen der Juroren hat uns da eines Besseren belehrt. Einige von denen haben sich überhaupt nicht geniert, uns deutlich weniger Punkte zu geben als unsere Selbsteinschätzung. Und deren Ehrlichkeit rechnen wir den Betreffenden (Hand aufs Herz) auch hoch an. Und dass das mathematisch begründet dann doch nicht durchgeschlagen hat, liegt an der unbestechlichen Magie der Zahlen. Der Obige

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